Insektizidfreier Rapsanbau
Bedeutendes Projekt abgelehnt. Leider erreichte uns die sehr enttäuschende Nachricht, daß unser Projektantrag INFRAP (Insektizid-freier Rapsanbau) von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung abgelehnt wurde.
Ziel des Projektes war es, eine Strategie zur insektizid-freien Produktion von Raps durch Ansiedlung und Förderung natürlicher Feinde im Agrarökosystem zu entwickeln. Als Projektpartner waren die e-nema GmbH, die Universität Rostock, die Christian-Albrechts-Universität Kiel und Experten aus der praktischen Landwirtschaft mit an Bord.
Die Ablehnung des Projekts ist um so bedauerlicher, weil es in der letzten Zeit immer mehr Anzeichen dafür gibt, daß der falsche Einsatz von Insektiziden im Rapsanbau mehr Probleme als Nutzen bringt.
War in der letzten Zeit der Rapsglanzkäfer das größte Problem im Rapsanbau, so nimmt seine Bedeutung jetzt erheblich ab. Dazu beigetragen hat nach Meinung von Prof. Dr. Ralf-Udo Ehlers (e-nema GmbH) das Verbot der Beizung mit Neonicotinoiden von denen bekannt ist, daß sie eine erhebliche abstoßende Wirkung auf Insekten aufweisen. Wenn dieser Effekt wegfällt, haben Nützlinge wie z.B. Schlupfwesepen ein leichtes Spiel, die Larven des Rapsglanzkäfers in der offenen Blüte zu parasitieren.
Seit dem Verbot der Neonicotinoide übernimmt nun der Rapserdfloh den Platz als wichtigster Problemschädling im Rapsanbau. An einigen Standorten war trotz viermaliger Spritzung mit einem Pyrethroid (synthetisches Insektizid) der Fraß des Käfers an den Keimlingen so stark, daß das Feld umgebrochen werden mußte.
Aus England wird berichtet, daß Laufkäfer die Eier des Rapserdflohs im Herbst dezimieren, wobei einer dieser Laufkäfer bereits intensiver untersucht wurde. Diese positive Wirkung wird allerdings dramatisch reduziert bei der Anwendung von eh „unwirksamen“ Insektiziden. Der wichtigste Parasitoid der Rapserdfloh-Larve tritt zum Zeitpunkt des Knospenstadiums des Raps auf. Zu diesem Zeitpunkt wird aber leider auch der Rapsglanzkäfer mit (unwirksamen) Pyrethroiden bekämpft. Der falsche Einsatz von Insektiziden reduziert also das antagonistische Potential, ohne die Schädlinge zu treffen.
Diese Mechanismen besser zu verstehen, damit das antagonistische Potential sich voll entwickeln kann, wäre Ziel unseres Projekts gewesen. Leider scheinen die Gutachter unseres Antrags die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt zu haben und haben ihn abgelehnt.
Sehr ärgerlich für alle Projektpartner ist auch, daß eine Behörde mehr als ein Jahr benötigt, um ein Forschungsprojekt zu begutachten.
Zu hoffen bleibt, daß es in Zukunft auch auf anderem Wege gelingen wird, den Landwirten die notwendige wissenschaftliche Unterstützung bei ihren Problemen geben zu können.